Bericht zur 14. EuroISME-Jahreskonferenz 2025 in Madrid – Thematische Schwerpunkte

Die 14. Jahreskonferenz der International Society for Military Ethics in Europe (EuroISME) fand vom 21. bis 23. Mai 2025 in Madrid unter dem Titel „Just War Theory – Relevant or relic?“ mit ca. 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Europa, den USA, Israel, Russland und Australien statt.

Die Beiträge der Konferenz zeichneten sich durch eine Vielfalt und Tiefe in der Auseinandersetzung mit aktuellen sicherheitspolitischen, ethischen und militärtechnologischen Herausforderungen aus.

In der Eröffnungsrede wurde betont, dass angesichts hybrider, asymmetrischer und digitaler Bedrohungen die ethische Reflexion auf der Grundlage „Just War“-Tradition nicht an Bedeutung verloren hat. Statt die Theorie des gerechten Krieges für obsolet zu erklären, sollten vielmehr ihre zentralen Prinzipien wie Legitimität, Verhältnismäßigkeit, Diskriminierung als moralische Leitprinzipien weiterentwickelt und auf die gegenwärtigen Herausforderungen angewandt werden. Die Theorie des gerechten Krieges fragt nach einer ethischen Begrenzung von Gewalt. Sie war immer eine Form moralischen Nachdenkens darüber, welche militärischen Handlungen wann und wie gerechtfertigt sind. Angesichts der gegenwärtigen weltpolitischen Lage wurde auf die Notwendigkeit verwiesen, die ethische Urteilsfähigkeit sowohl auf politischer als auch militärischer Ebene zu fördern. Zudem wurde betont, dass Militärethik stets in eine umfassende Friedensethik, dem gerechten Frieden, eingebettet sein muss. Aus der Perspektive des gerechten Krieges zu denken und zu handeln, bedeutet, nach dem moralisch Richtigen im Hinblick auf das letztliche Ziel von Gerechtigkeit und Frieden zu suchen.

Zahlreiche Beiträge vertieften die Relevanz und Weiterentwicklung der Theorie des gerechten Krieges: So wurde etwa die Kategorie „jus ad vim“ – also der Einsatz begrenzter Gewalt unterhalb der Kriegsschwelle – intensiv diskutiert. Ein ethisches Rahmenkonzept für Überlegungen vor Kriegsausbruch („jus ante bellum“) wurde vorgestellt, das militärische Notwendigkeit und Menschenwürde systematisch verbindet.
Darüber hinaus wurde für eine Erweiterung der militärischen Ethik durch ökosoziale Nachhaltigkeitsaspekte plädiert, um ökologische und soziale Sicherheit zusammenzudenken. Ein Vortrag beleuchtete die ethischen und rechtlichen Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz und autonome Waffensysteme. Dabei wurden Fragen der Verantwortlichkeit und menschlichen Kontrolle diskutiert. Eine weitere Präsentation zeigte, wie moderne Simulationstechnologie und KI zur Ausbildung ethischer Entscheidungsfähigkeit genutzt werden können. Ein Diskussionsbeitrag betonte die Rolle ethisch konsistenter Narrative für die Legitimität militärischer Einsätze in demokratischen Gesellschaften.

Diese vielfältigen Themen und Ansätze zeigen, dass die Theorie des gerechten Krieges auch unter veränderten Bedingungen als ethischer Orientierungsrahmen Bestand hat und angesichts aktueller geopolitischer und militärtechnologischer Herausforderungen, Kriege und Krisen weiterentwickelt werden sollte.