„Ethik bewegt“: Diesen Leitspruch hat sich das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) gesetzt. Es wurde 2010 vom Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr in Hamburg gegründet. Um die ethische Kompetenz von Soldatinnen und Soldaten zu fördern, bietet das zebis Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote für die Militärseelsorge zur Durchführung des Lebenskundlichen Unterrichts sowie Weiterbildungen für Angehörige der Bundeswehr an. Einige Angebote richten sich darüber hinaus an die interessierte Öffentlichkeit. Grundlegend für die Aufgaben des zebis ist die ökumenische Zusammenarbeit für die Begleitung von Soldaten und Soldatinnen.
Wie wenige andere Berufe konfrontiert ihr Dienst die Soldatinnen und Soldaten mit außergewöhnlichen ethischen Herausforderungen. Im Extremfall müssen sie unter großem Zeitdruck schwierige Entscheidungen von existenzieller Tragweite treffen. Ihr Gewissen ist dabei die letzte Urteilsinstanz. Daraus erwächst für sie zugleich eine Pflicht: „Der Soldat darf der Frage, was richtig oder falsch ist, nicht ausweichen. Er muss sich aus seinem Handeln ein Gewissen machen“, so der Katholische Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck.[1]
Dieser Imperativ ist den Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Nationalsozialismus geschuldet und nimmt sich jene zum Vorbild, die sich im Widerstand gegen das totalitäre Regime auf ihr Gewissen beriefen. Die Werte und Normen des Grundgesetzes, das Konzept der Inneren Führung und das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform bilden daher das Fundament aller Bildungsanstrengungen. Für das zebis als kirchlichen Bildungsträger ist darüber hinaus der „gerechte Friede“, dem zufolge weltweite Gerechtigkeit und die Orientierung an einem Weltgemeinwohl zu friedensfördernden Strukturen beitragen, die Grundlage seiner Arbeit. Der schon biblisch bezeugte Zusammenhang von Gerechtigkeit und Frieden liegt diesem friedensethischen Ansatz zugrunde.
Charakter- und Persönlichkeitsbildung ist neben der ethischen Bildung die Aufgabe des Lebenskundlichen Unterrichts. Offen und vertrauensvoll können sich Soldatinnen und Soldaten hier mit Problemstellungen ihres Dienstes auseinandersetzen. Für die Gestaltung unterstützt das zebis die Militärseelsorgerinnen und -seelsorger mit qualitätsgeprüften Unterrichtsentwürfen, Filmen und anderen Materialien in seinem umfangreichen Didaktik-Portal.
Die unterschiedlichen Fortbildungsformate nehmen die Bedürfnisse der Zielgruppen in den Blick. Der jährliche Friedensethische Kurs in Hamburg wendet sich an Militärseelsorgerinnen und -seelsorger aus dem In- und Ausland. Hinzu kommen Workshops wie der seit Jahren etablierte Austausch polnischer, französischer und deutscher Offiziere in Auschwitz. Seminare und Studientage finden an Standorten oder Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr statt, Podiumsdiskussionen auch öffentlich. Seit der Corona-Pandemie wird verstärkt auf die Übertragung per Livestream gesetzt mit der Möglichkeit, im Chat mitzudiskutieren.
Zweimal pro Jahr erscheint eine neue Ausgabe des E-Journals „Ethik und Militär“. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis beleuchten darin verschiedene Facetten eines Themas; zudem reflektieren Angehörige der Streitkräfte dessen Bedeutung konkret für ihre Erfahrungs- und Lebenswelt.
Veranstaltungen und Publikationen greifen ein breites Spektrum an Fragen auf, etwa den Einsatz bewaffneter Drohnen und vollautonomer Waffensysteme oder moralische Verletzungen im Verarbeitungsprozess militärischer Einsatzerfahrungen. Zu solchen im wahrsten Wortsinn bewegenden Themen am Schnittpunkt von Friedensethik, Militärethik und Sicherheitspolitik bietet das zebis ein Forum für Debatten. Dies setzt eine interdisziplinäre und internationale Herangehensweise voraus. Vor allem lebt die Arbeit des zebis vom direkten Austausch – mit seinen Zielgruppen mit Bildungseinrichtungen innerhalb und außerhalb der Bundeswehr, mit Universitäten, Stiftungen und anderen Kooperationspartnern.
Bewegung ist das Gegenteil von Stillstand. So wird der Leitspruch „Ethik bewegt“ zum selbst gesetzten Anspruch, ethische Bildung durch die Militärseelsorge als kontinuierliche Aufgabe zu begreifen und die vielfältigen Bildungsformate lebendig und zielgruppengerecht zu halten. Dies schließt Aktualität ausdrücklich ein: Kernthemen sind die Krisen und Konflikte der Gegenwart, die wehrhafte Demokratie und Resilienz sowie der Klimawandel als Krisen- und Bedrohungsmultiplikator.
[1] Franz-Josef Overbeck: Konstruktive Konfliktkultur. Friedensethische Standortbestimmung des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr. Freiburg i. Br. 2019, S.98f.
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