Sie werden kommen: die Killerroboter oder autonomen Waffensysteme

Hollywoods Filmsprache setzt schon lange auf schonungslose Kampfmaschinen, die alles niedermetzeln. Das bringt Quote, dramatisiert und schließlich liebt das Publikum Action. Das US-Verteidigungsministerium gibt sich da etwas menschlicher und lässt sich beraten von Menschen, die etwas von Robotern verstehen wie z.B. Prof. Ronald Arkin. So bieten Kampfroboter viele Vorteile in der Kriegführung, zum Beispiel sind sie nicht so schmerzempfindlich wie menschliche Wesen, das weiß auch Arkin. So ließen sie sich auch nicht durch friedfertige oder besonders bösartige Gedanken steuern. Killerroboter hassen nicht, sie lieben nicht. Sie lassen sich ziemlich genau steuern und agieren sehr präzise. Oberstleutnant Dr. Jörg Wellbrink hält es jedoch für sehr fraglich, ob Automaten dabei helfen können, Kriege weniger zu brutalisieren, denn nach seiner Erfahrung bedarf es in komplexen Kriegssituationen häufig diverser Gefühle wie Empathie, Intuition, Flexibilität und Kreativität, um eine Kampfsituation zu erfassen und Probleme lösen zu können. Auch Prof. Ronald Arkin betont, dass der Hollywood-Teminator reine Fiktion sei. Der Kriegsroboter sei letztlich ohne die Zusammenarbeit mit dem Soldaten nicht möglich, auch wenn sich ein großer Teil des Menschen durchaus in künstliche Intelligenz übersetzen lasse.

Es war ein Abend mit besonderer Stimmung, ein Abend, der nicht künstlich robotisch aufgeladen war, sondern ein wichtiges Thema in den gesellschaftlichen Vordergrund brachte. Hierbei half die professionelle Moderation von Dr. Jochen Bittner, der nicht auf effekthaschende polarisierende Moderationen setzte, sondern Fragen entwickelte, die zur Meinungsbildung eines jeden einzelnen beitrugen. Eine Meinung! Daran waren das Publikum und zahlreiche Journalisten aus der ganzen Welt interessiert und fragten versiert nach. Eine Frage zum Thema: Können Roboter anstelle von Soldaten tatsächlich Kriege führen?

Stephen Goose von Human Rights Watch fragt, wer letztlich verantwortlich ist für Fehlentscheidungen und Fehlhandlungen? Seiner Meinung nach senkt der Einsatz von Killer-Robotern letztlich noch mehr die Hemmschwelle vor militärischer Gewalt. Laut dem heutigen Stand der Forschung können Kampfroboter im Bereich der künstlichen Intelligenz nicht unterscheiden zwischen Kombattanten und Zivilisten. Letztlich bleibt unbeantwortet, wer die Verantwortung übernimmt, wenn ein Kampfroboter Amok läuft oder gar in die Hände von Diktatoren oder Terroristen fällt. Genau dieser Verantwortungsbereich entfällt nach Meinung des Militärethikers Dr. David Rodin nicht, denn grundsätzlich gibt es keinen Unterschied, ob ein Mensch einen Menschen tötet oder er einen Roboter dazu bringt. Verantwortlich bleibt der Mensch. Deshalb fordert er Sicherheitsstandards, die bei der Nutzung autonomer Waffensysteme eingehalten werden müssen. Stephen Goose hält das für fragwürdig, und auch Dr. David Rodin stimmt darin zu, die bereits bestehenden Regulatoren und Systeme reichen nicht aus, um autonome Waffensysteme zuverlässig zu kontrollieren. Kriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen, sei schon immer schwierig gewesen. Das alles klingt heute noch nach Science Fiction, aber es gibt bereits Länder und Armeen, die intensiv an der Entwicklung voll automatisierter Waffensysteme arbeiten. Der Killerroboter wird kommen, manche rechnen damit schon in fünf, andere in zwanzig Jahren.

Gastgeberin Dr. Veronika Bock, Direktorin des zebis (Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften) wählte mit „Roboter am Abzug“ ein hoch sicherheitspolitisches Thema, das vor allem eines sollte: die gesellschaftliche Gesamtdiskussion weiter anstoßen. „Roboter am Abzug“ – ein brisantes Thema!

Text: Gertrud Maria Vaske

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