
Am Institut für Theologie und Frieden (ithf) werden mehrere interdisziplinäre Forschungsprojekte bearbeitet, die zentrale Herausforderungen gegenwärtiger Friedens- und Sicherheitspolitik untersuchen. Die Projekte verbinden theologische, politikwissenschaftliche, ethische und philosophische Perspektiven und widmen sich unter anderem der Weiterentwicklung von Statebuilding-Konzepten, der Einhegung moderner bewaffneter Konflikte, der Bewertung außenpolitischer Instrumente wie Sanktionen, den normativen Grundlagen legitimer Terrorismusbekämpfung sowie der ambivalenten Rolle von Religion in gewaltförmigen Transformationsprozessen. Ziel dieser Arbeiten ist es, wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Analyse aktueller Konfliktdynamiken und zur Entwicklung normativer Orientierungslinien für verantwortungsvolles politisches Handeln zu leisten.
Im Projekt Friedenskonsolidierung kritisch betrachtet untersucht das ithf die Gründe für das wiederholte Scheitern liberaler Statebuilding-Ansätze. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern mangelnde Berücksichtigung lokaler Rechts- und Gerechtigkeitsvorstellungen die Legitimation neu aufgebauter staatlicher Institutionen beeinträchtigt. Das Projekt zielt darauf, normative Grundlagen für ein interkulturell sensibleres Statebuilding zu entwickeln und zu prüfen, welche friedensethischen Impulse insbesondere die christliche Tradition hierzu beitragen kann.
Im Projekt Recht und Ethik im bewaffneten Konflikt werden die Herausforderungen analysiert, die moderne Konfliktformen für das Humanitäre Völkerrecht mit sich bringen. Die zunehmende Rolle nichtstaatlicher Akteure und technologischer Entwicklungen wie bewaffneter Drohnen erfordert neue ethische Orientierungen zur Einhegung militärischer Gewalt. Das Projekt verbindet eine ethische Grundreflexion mit einer empirischen Betrachtung aktueller Konfliktpraktiken.
Das Projekt Die Auswirkungen unbeabsichtigter Folgen gezielter Sanktionen im Fall Iran widmet sich der europäisch-iranischen Außenpolitik im Lichte feministischer Außenpolitik. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Sanktionen aus feministischer Perspektive zu bewerten sind, insbesondere hinsichtlich ihrer unbeabsichtigten Folgen für marginalisierte Bevölkerungsgruppen. Ziel ist es, Ansatzpunkte für eine strategisch kohärentere und normativ reflektierte EU-Iran-Politik zu identifizieren.
Im Projekt Terrorismusbekämpfung als ethische Herausforderung – Probleme einer Antiterrorismusethik (ATE) werden die normativen Grundlagen einer ethisch legitimierten Terrorismusbekämpfung untersucht. Das Projekt beleuchtet die definitorischen und politischen Voraussetzungen des Terrorismusbegriffs und knüpft an friedensethische Rahmenkonzepte an, um Kriterien für präventive, rechtsstaatlich gebundene und menschenwürdeorientierte Anti-Terror-Maßnahmen zu entwickeln.
Im Projekt Religionen in den Krisengebieten Irak und Syrien schließlich wird die ambivalente Rolle religiöser Akteure in Konflikt- und Friedensprozessen beider Länder erforscht. Dabei wird sowohl die politische Instrumentalisierung religiöser Identitäten analysiert als auch das Potenzial religiöser Akteurinnen und Akteure für Peacebuilding-Prozesse untersucht. Anhand regionaler Initiativen werden kontextualisierte Leitlinien für ein religiös sensitives Peacebuilding entwickelt.