Eigentlich wäre diese Rezension nie fertig – es geschieht jeden Tag etwas Neues bei „Donald Trump und die Politik in den USA“. Beobachter finden scheinbar nichts Verlässliches, keine Gewissheiten. Und dennoch gibt es Grundlagen, gibt es Sicherheiten, finden sich Fundamente, die Donald Trump und „seine“ Politik der USA bestimmen. Und wenn der 45. Präsident der Vereinigten Staaten schon selbst kaum zu verstehen und einzuschätzen ist, so ist es von besonderer Bedeutung, sich über ihn zu informieren, die Politik in seiner Ära zu analysieren und einen Überblick über verschiedene Bereiche der Trump-Administration zu gewinnen. Dabei kann der angezeigte Sammelband helfen. Er fasst Autorinnen und Autoren einer Summer School aus dem Jahr 2018 zusammen, die von der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz, dem Fachbereich Politikwissenschaft II der TU Kaiserslautern und dem Heidelberg Center für American Studies veranstaltet wurde. Im Mittelpunkt der Analyse steht eher nicht der derzeitige amerikanische Präsident selbst und eine Art Psychogramm seiner Person, sondern die von ihm und seiner Administration vorangetriebene Politik – national wie auch international: „Im vorliegenden Band liegt daher der Fokus auf den institutionellen, strukturellen und gesellschaftlichen Bedingungen der Innen- wie auch der Außenpolitik der Trump-Administration.“
„Verfassung und Gerichte in der Trump-Präsidentschaft“, „Fragmentierung vs. Konsolidierung? Der digitale Strukturwandel im Mediensystem der USA und seine Auswirkungen auf die Politik“ oder „Climate Policy Breakdown? Die Klima- und Energiepolitik unter Trump“: Diese beispielhaft genannten Aufsätze machen die Bandbreite der Politik- und Gesellschaftsfelder deutlich, die dieses Grundlagenwerk zu beleuchten sucht. Justizwesen und Medienpolitik, Klimawandel und Populismus, Parteienlandschaften und die Wahlkampffinanzieren werden analysiert und eingeordnet.
Und das gelingt ausgesprochen gut und umfangreich und sehr lesenswert. Dabei schafft es „Donald Trump und die Politik in den USA“ auch, grundsätzliche Einblicke in das politische Handeln in den USA und durch die USA zu vermitteln. Wer schon immer wissen wollte, was „alternative Fakten“ wirklich bedeuten oder was mit „Checks and Balances“ gemeint ist, wer sich über den „Government Shutdown“ informieren möchte oder die „Midterms“ – inklusive der entsprechenden Datenlagen – nachvollziehen will, der ist in diesem Tagungsband an der richtigen Adresse. Durch seine umfangreiche Darstellung wird er zu einer Art Nachschlagewerk für die (derzeitige) Innen-, Sicherheits- und Außenpolitik der Vereinigten Staaten, das sich nicht nur an engagierte Fachleute, sondern auch an interessierte Laien wendet. Dabei hat diese „Zwischenbilanz“ auch im Sommer 2020 leider nichts von ihrer Aktualität verloren. Vieles, was in diesem Buch dargestellt und erläutert wird, tritt vielmehr in Zeiten des Vorwahlkampfes noch intensiver und deutlicher zutage. Ein wirklich sehr erhellendes Buch!
Heinrich Dierkes