Die kommende Ausgabe von „Ethik und Militär“ nimmt sich des Themas Versöhnung und der damit verbundenen Aufarbeitung vergangenen Unrechts und Gewaltgeschehens an. Inspiriert wurden wir vom jüngsten Friedenswort der deutschen Bischöfe „Friede diesem Haus“, das dem Thema in der Tradition des gerechten Friedens einige wichtige Abschnitte widmet. Unversöhntes, nicht Aufgearbeitetes wirke unter der Oberfläche fort und lege den Keim für den nächsten Konflikt, so die Bischöfe. Der aufrichtige Blick in die Vergangenheit, die Benennung von Schuld und Verantwortung und die Anerkennung von Leid sollen die Grundlage für eine versöhnte, friedlichere gemeinsame Zukunft legen.
Versöhnung hat unterschiedliche Facetten. Sie bezeichnet die Annäherung und „Entfeindung“ von Einzelnen genauso wie der von ihnen gebildeten Gemeinschaften und Staaten. Versöhnung ist ein Prozess und wird doch immer wieder als punktuelles Geschehen greifbar: in der vorsichtigen Kontaktaufnahme mit dem ehemaligen „Gegner“; in der Bitte um Entschuldigung; in der Einsicht, dass das Gegenüber eine eigene, nicht selten leidvolle Geschichte hat; in explizit geäußerter, aber auch ohne große Worte und Gesten vollzogener Vergebung. Sie ist kein herstellbarer Endzustand, sondern unabgeschlossener Auftrag – in der großen Politik wie auch im alltäglichen Miteinander.
Daher erschien uns gerade in Zeiten von „Kriegstüchtigkeit“ und erbarmungslos geführten Konflikten eine Ausgabe zu den Möglichkeiten und Grenzen von Versöhnung angemessen. Aufklärung der Wahrheit, Erinnerung sowie Fragen von Strafe, Gerechtigkeit und Vergebung sind die gedanklichen Eckpunkte der Beiträge aus Politikwissenschaft, Ethik, Moraltheologie und Rechtswissenschaft – ab 15. Juni auf www.ethikundmilitaer.de.
Rüdiger Frank