"Dealing with the Past - Umgang mit Systemunrecht"

Blocklehrveranstaltung im Studiengang "Master of Peace and Security Studies", 20. und 21. Januar 2023

 

Fragen des Umgangs mit Unrecht und Gewalt in der Geschichte

Die Mutter-Heimat-Statue in Kiew – errichtet in der Sowjetunion zum Gedenken an den Sieg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg; das Ruanda Genocide Memorial in Kigali, Ruanda. Eine Grabstelle in Kanada an den sogenannten Residential Schools, wo Kinder Indigener misshandelt wurden – und schließlich der deutsche Reisepass des jüdischen Großvaters mit der Kennzeichnung J durch die Passbehörde: Die diskriminierende Markierung führt zur Abweisung vieler jüdischer Emigranten an den Grenzen. Dies alles sind Beispiele für Gedenkorte und -kulturen an gewaltbelastete Vergangenheiten. Diese und weitere Gedenkorte ergaben nicht nur eine Weltkarte der Erinnerungsorte, sondern boten auch einen persönlichen Zugang zu der Frage des Umgangs mit gewaltbelasteter Vergangenheit. Diesem Thema widmete sich ein zweitägiges Seminar für Studierende, die mit ihren eigenen Beiträgen das Seminar „Dealing with the Past – Umgang mit Systemunrecht“ eröffneten.

Unter dieser Überschrift luden Julia Böcker und Kristina Tonn dazu ein, zum Umgang mit Unrecht und Gewalt in der Geschichte historische, politische, völkerrechtliche und ethische Aspekte in den Blick zu nehmen. Der interdisziplinäre Zugang ist insbesondere wichtig, um den Teilnehmenden, die Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg studieren, die Bedeutung von Aufarbeitung gewaltbelasteter Geschichte in Friedensprozessen zu verdeutlichen. Bereichernd für das Seminar waren nicht nur die verschiedenen Disziplinen der Studierenden– von Psychologie über Politik bis Völkerstrafrecht –, sondern auch ihre Perspektiven aus verschiedenen Herkunftsländern. Sie brachten sich mit vielen Argumenten und wertvollen Gedanken in die intensiven Diskussionen und Gruppenarbeiten ein.

Rundgang durch den Geschichtsort Stadthaus

Eine weitere Lernmöglichkeit bot ein gemeinsamer Rundgang durch den Geschichtsort Stadthaus. Die Historikerin Dr. Christine Eckel von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte führte die Gruppe durch den Gebäudekomplex: Das Zentrum des nationalsozialistischen Terrors in der Mitte der Stadt ist heute eine Bewährungsprobe für Fragen angemessenen Erinnerns und Gedenkens. Das Stadthaus an der Stadthausbrücke/Neuer Wall, heute die „Stadthöfe“, war bis Juli 1943 Sitz des Hamburger Polizeipräsidiums. Hier waren zentrale Befehlsstellen des Sicherheitsapparates untergebracht, darunter die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Hier konnten die Teilnehmenden dem Umgang mit Gewalt am authentischen Ort nachspüren. Deutlich wurde gerade auch das Ringen zwischen verschiedenen Interessengruppen um das Erinnern und Nichtvergessen.

Mit auch emotionalen Momenten ließen sich die Studierenden auf das schwierige, herausfordernde Seminarthema ein und konnten viele Denkanstöße für die weiteren Inhalte des Studiengangs mitnehmen.

Julia Böcker, Kristina Tonn

Fotos: zebis