"Dealing with the Past - Umgang mit Systemunrecht"

 

Blocklehrveranstaltung für den "Master of Peace and Security Studies", 26./27. Januar 2024

 

Das Kalenderblatt am 27. Januar 2024 erinnerte an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Der Holocaust-Gedenktag war ein wichtiger Anlass, um über den Umgang mit Gewalt in der (eigenen) Geschichte ins Gespräch zu kommen. Im Teamteaching boten Kristina Tonn und Julia Böcker das Lernformat an.

Interdisziplinäre Herangehensweise

Zwei intensive Tage lang waren die Studierenden der Universität Hamburg – aus dem Master of Peace and Security Studies, aber erstmals auch aus anderen Studiengängen wie Japanologie, Psychologie und Slawistik – in die Katholische Akademie eingeladen. Der Umgang mit massivem Systemunrecht und Gewalt in diktatorischen Regimen wurde auf historische, politische, völkerrechtliche und ethische Gesichtspunkte hin untersucht; auch psychologische bis hin zu medien- und literaturwissenschaftlichen Überlegungen wurden angestellt. Dazu sind die Themen affektiv und emotional höchst aufgeladen, was einen offenen Raum für Gespräche und eine gute Begleitung erfordert.

Spuren gewaltbelasteter Vergangenheiten

Auf einer Landkarte der Erinnerungsorte lassen sich unzählige Stätten markieren, die für eine gewaltbelastete Vergangenheit stehen. Global wie regional gibt es solche Mahnmale und Gedenkkulturen: Die Killing Fields wie Choeung Ek in Kambodscha, das Peace Memorial Museum in Hiroshima, Japan; das Slave Memorial im westafrikanischen Guinea-Bissau und die KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch in Schleswig-Holstein. Diese Erinnerungsorte sind nur einige der vielen persönlichen Beispiele, welche Studierende aus ihren Reisen und Besuchen einbrachten.

Rundgang durch den Geschichtsort Stadthaus

Ein gemeinsamer Rundgang durch den Geschichtsort Stadthaus ermöglichte, Hürden des Umgangs mit einer gewaltbelasteten Vergangenheit vor Ort nachzuvollziehen. Eine solche Stätte liegt – wie in vielen Fällen in der gewaltbelasteten deutschen Geschichte – ganz nah. Der Historiker Andreas Strippel von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte führte die Gruppe durch das Stadthaus: Das Zentrum des nationalsozialistischen Terrors in der Mitte der Stadt, der Sitz der Gestapo, ist heute eine Bewährungsprobe für Fragen angemessenen Erinnerns und Gedenkens.

Verknüpftes Lernen

In verschiedenen Lern- und Diskussionsformaten befassten sich die Studierenden interessiert und engagiert mit dem Thema. Ihre Aufgabe bleibt, Nachwirkungen der Geschichte auch an anderen Themen der Sicherheitspolitik und Friedensforschung ausfindig zu machen. Wie vielschichtig und komplex ein Umgang mit der Vergangenheit ist – dafür konnten sie in diesem Seminar ein Bewusstsein und ein Gefühl bekommen.

Eindrücke der verschiedenen Lernorte: 1) Präsentation der Gruppenarbeit im Seminar in der Katholischen Akademie 2) Rundgang durch den Geschichtsort Stadthaus, der Zentrale des nationalsozialistischen Terrors in Hamburg. 3) Der Weg der Gefangenen zu den Verhören der Gestapo führte durch einen Tunnel, von dem die Überlebenden als "Seufzergang" sprachen 4) Das Ringen um Erinnern und Vergessen am historischen Ort: Jemand hat eine frische Rose platziert. (Bilder: Julia Böcker, Kristina Tonn)