Friedensethischer Kurs: „Krieg in der Ukraine. Zeitenwende für die Friedensethische Reflexion?“

 

Einweisungs- und Aufbaulehrgang für Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger zur Friedensethik 2023
St.-Ansgar-Haus und Katholische Akademie Hamburg, 12. bis 16. Juni 2023

 

Wie unter einem Brennglas ist seit über einem Jahr die Eskalation und Verhärtung der Fronten im Krieg in Europa zu beobachten. Dies stellt die Friedensethik vor große Fragen: Tragen die Kriterien des Gerechten Friedens auch in der Zeitenwende? Welche Führungsethik, welche Führungsphilosophie unterstützt die Soldatinnen und Soldaten gegenüber ihren neuen Herausforderungen in der Landes- und Bündnisverteidigung? Und was beinhaltet eine Ethik der internationalen Beziehungen?  

Die große Aktualität setzte den Rahmen für den Friedensethischen Kurs 2023. „Krieg in der Ukraine. Zeitenwende für die friedensethische Reflexion?“ war deshalb der diesjährige Lehrgang „Friedensethik“ Mitte Juni in Hamburg überschrieben, zu dem katholische Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger aus dem In- und Ausland – nebst einem Vertreter aus dem Bereich der deutschen Polizeiseelsorge – eine Woche lang arbeiteten und sich austauschten. Auch in diesem Jahr war dieser Lehrgang vom Institut für Theologie und Frieden (ithf) und dem zebis (Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften) unter der Leitung des Referenten für Aus- und Fortbildung im Katholischen Militärbischofsamt (KMBA), Dr. Thomas Franz, konzipiert und vorbereitet worden. Und auch bei der inzwischen schon bewährten Grundkonzeption war man geblieben: An den Vormittagen Vorträge und Diskussionen – Arbeitsgruppen dann an den Nachmittagen. 

Die beiden angebotenen Arbeitsgruppen widmeten sich unter den Überschriften: „Einführung in die Friedensethik“ und: „Der Umgang mit einem Gegner, dessen Kampfmethoden nicht den eigenen ethischen Grundvorstellungen entsprechen“ sowohl den Grundlagen als auch den (aktuellen) Konkretionen im weiten Feld der Friedensethik. Und auch Perspektiven anderer Disziplinen, wie die völkerrechtliche Sichtweise, konnten eingenommen werden. 

Vorträge an den Vormittagen gab es von verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Themen: „Tötungsverbot und Gewaltverzicht“, „Ethik der militärischen Gewalt – Humanitäres Völkerrecht – Humanitäre Intervention“, „Zeitenwende für die Friedensethik?“, „Zeitenwende für die Bundeswehr? Aufgabenprofil und Innere Führung“ und schließlich: „Resilienzfaktor Tugend?“ Und in diesen Überschriften deutet sich bereits die große Bandbreite und Aktualität an, die auch in diesem Jahr wieder diese Veranstaltung der beiden Institute der Katholischen Militärseelsorge prägen sollte. 

Ein Höhepunkt, der auch bei der abschließenden Reflexion am Freitagvormittag immer wieder ins Wort gehoben wurde, war der Vortrag des Leiters des Referates III 3 aus dem Bundesministerium der Verteidigung, war der Vortrag von Oberst Dr. Stefan Gruhl. Auch ihm gelang es, besonders aktuell und ausgesprochen praktisch, das vielzitierte Thema „Zeitenwende“ auf seine Arbeitsbereiche – Bundeswehr, Innere Führung, Militärseelsorge – zu spiegeln und die jeweils auch neuen Herausforderungen und Strukturen zu beschreiben. Auch für die Katholische Militärseelsorge. 

Gerahmt wurden die oftmals langen und intensiven Tage von einer Eucharistiefeier am Morgen und der Einladung zur gemeinsam gebeteten Vesper am Abend. Vor allem aber die persönliche Begegnung und der Austausch über das Praktische – zum Beispiel im Tätigkeitsfeld „Lebenskundlicher Unterricht“ – verband die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Lehrgangs. Und davon, gerade von den persönlichen Begegnungen und dem praktischen Austausch wünschte sich so manche und so mancher auch noch wesentlich mehr… Im kommenden Jahr… 

Zum Vormerken: Im kommenden Jahr findet der Friedensethische Kurs vom 16. bis 21. Juni 2024 statt. 

Heinrich Dierkes, Julia Böcker 
Fotos: zebis