Ethische Bildung in den Streitkräften: Deutsch-Niederländischer Austausch zur Weiterentwicklung und Professionalisierung

Bericht über den Besuch einer Gruppe katholischer Militärseelsorger aus den Niederlanden im zebis am 17.9.2024

 

Begrüßung und Einführung in den Austausch 

Dr. Veronika Bock begrüßte Prof. DDr. Erik Sengers und eine Delegation katholischer Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger zu einem Austausch über die Inhalte, theologischen Grundlagen und Formate der ethischen Bildung in der niederländischen Armee und in der Bundeswehr. Mit dem Besuch wurde an die bestehende, langjährige Zusammenarbeit angeknüpft. 

Theologische Grundlagen und friedensethische Schriften

Neben einer Vorstellung der konzeptionellen Verortung der Arbeit des zebis, diskutierte man über die theologischen Grundlagen und Optionen der friedensethischen Schriften der deutschen Bischöfe „Gerechter Friede“ (2000) und „Friede diesem Haus“ (2014). Diese Schriften bildeten die Basis für die weitere Diskussion über friedensethische Ansätze in den Streitkräften. 

Diskussion über Militärethik und ethische Bildung 

Nach der theologischen, friedensethischen Vorstellung tauschten sich die Teilnehmenden über Militärethik und die Eckpunkte der ethischen Bildung in den Streitkräften aus. Im Mittelpunkt standen Fragen wie: Wann sollte die ethische Bildung beginnen? Wie sollte sie in der Grundausbildung, in den Laufbahnlehrgängen und in der Einsatzausbildung gestaltet werden? Welche Themen sollten wann und in welcher Form behandelt werden? Dabei wurde betont, dass ethische Bildung ein lebenslanger Prozess ist und Militärethik interdisziplinär die Herausforderungen der Streitkräfte aufgreift. Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass internationale Einsätze eine globale Perspektive auf ethische Fragestellungen erfordern.

Einzelfragen der ethischen Bildung und aktuellen Themen

Neben diesen allgemeinen Überlegungen wurden Einzelthemen vertieft, wie etwa: 

  • digitale und hybride Kriegsführung 
  • zunehmende Autonomisierungsprozesse 
  • die aktuelle Nuklearwaffendebatte 
  • Führungsethik und das Konzept der Inneren Führung 
  • Frauen in der Bundeswehr und Gendergerechtigkeit 
  • Fragen aus dem Bereich „Military Medical Ethics“ wie Triage oder „Moral Injury“ 
  • der Klimawandel als Konfliktmultiplikator 

Resilienz von Individuen und Gesellschaften

Abschließend wurde die Frage diskutiert, was Individuen und Gesellschaften angesichts der vielfältigen Bedrohungen widerstands- und wandlungsfähig macht. Dies betraf sowohl die persönlichen als auch die gesellschaftlichen Aspekte von Resilienz. 

Vorstellung konkreter Bildungsformate 

Als konkrete Bildungsformate stellte Dr. Bock folgende Initiativen vor: 

  • den friedensethischen Kurs für Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger aus dem In- und Ausland 
  • das Online-Didaktikportal und die Mediathek mit Materialien für den Lebenskundlichen Unterricht 
  • das internationale E-Journal „Ethik und Militär“ 
  • den einwöchigen internationalen Workshop in Auschwitz mit polnischen, französischen und deutschen Offizieren 

Präsentation der niederländischen Delegation

Im Anschluss stellten Frank Kamp und Sanneke Brouwers in einer Präsentation die „Moral formation and chaplaincy in the Dutch Armed Forces“ vor. 

Gemeinsame Diskussion

In der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es viele Gemeinsamkeiten in den Inhalten und didaktischen Formen der ethischen Bildung zwischen den niederländischen und deutschen Streitkräften gibt. Es war ein überaus interessanter Austausch, der wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung und Professionalisierung der ethischen Bildung in den Streitkräften lieferte. 

Fazit und Ausblick

Der Austausch wurde als sehr fruchtbar empfunden, und beide Seiten freuen sich auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit in der Zukunft!

zebis