FEEK bestätigt: Terroranschläge behindern Weltfrieden

Der Weltfrieden wird immer fragiler. Das belegen die jüngsten Anschläge und die vielen Kriegsherde wie in Syrien oder der Ukraine. Doch wie kann man darauf reagieren? "Kann es Weltfrieden geben? Christliche Friedensethik vor den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts " - so hieß der vom ithf und zebis gemeinsam organisierte Friedensethische Einführungskurs (FEEK).  

Zebis-Direktorin Dr. Veronika Bock wies auf die hohe Relevanz sicherheitspolitischer und friedensethischer Reflexion hin: "Die grauenhaften Terroranschläge in Tunesien, Frankreich und Kuweit zeigen, wie wichtig eine theologische Friedensethik ist, die sich neben den Grundlagen mit konkreten Themen wie z.B. dem globalen Terrorismus, einer islamischen Friedensethik oder der internationalen Schutzverantwortung auseinandersetzt". 

Die Teilnehmer nutzten bis vergangenen Freitag fünf Tage lang intensiv das gemeinsam erstellte Kursangebot. In Kleingruppen wurden ausgehend von kirchlicher Friedenslehre ethische Grundlagen behandelt. Aktuelle Themenschwerpunkte ermöglichten konkrete inhaltliche Einblicke auch in Form von neuen Unterrichtsentwürfen.

Bernhard Koch, stellvertretender Direktor des ithf stellte zufrieden fest, „wenn man als Wissenschaftler tagein tagaus über eigenen und fremden Texten sitzt, liest und schreibt, ist es einfach eine herrliche Abwechslung, einmal die komplizierten Theorien wieder auf ihren Kerngehalt herunterbrechen zu müssen und anderen, die nicht täglich Wissenschaft treiben können, von der eigenen Freude an der Ethik berichten zu dürfen“.

Von den Teilnehmern wurden vor allem die gute praxisorientierte Wissensvermittlung und Arbeits-Atmosphäre gelobt. Insgesamt acht der 16 Teilnehmer reisten sogar aus dem Ausland an, u.a. aus Bosnien, aus der Schweiz und der Ukraine.  Auch Bock betonte den gelungenen Austausch und Diskurs unter inländischen und ausländischen Militärseelsorgern.

Zum FEEK haben wir hier erste spontane Reaktionen der Teilnehmer zusammengefügt:

Dr. Peter Heinrich OP (Katholisches Militärpfarramt Hamburg I): „Die einwöchige Fortbildung zur Friedensethik war für mich sehr interessant. Ausgehend von (eher) theoretischen Einführungen in das Thema hatte ich auch die Möglichkeit, an der praktischen Einsetzbarkeit dieses neu erworbenen Wissens für die Arbeit vor Ort – in der katholischen Militärseelsorge – zu arbeiten. Dabei haben mich Frau Tonn und Herr Dierkes vom zebis in einer Arbeitsgruppe tatkräftig unterstützt.“

Der Schweizer Religionspädagoge und Seelsorger Urs Kuster aus der Pfarrei im Bistum St. Gallen: "Die Teilnahme am Friedensethischen Einführungskurs waren für mich eine große Freude. Das zebis und das ithf haben eine sehr spannende und abwechslungsreiche Woche zusammengestellt, bei welcher wir Teilnehmer gefordert wurden. In verschiedenen Referaten und in kleinen Arbeitsgruppen versuchten wir uns, der nicht einfachen Thematik zu nähern. Mit Vorträgen, Bildern, Videos, Diskussionsrunden und Selbststudien waren die Tage reichlich gefüllt. Damit war es aber noch längst nicht getan. Auch die Abende waren mit Höhepunkten angereichert. So erlebten wir einen Dämmertörn auf der Alster, bekamen eine Stadtführung und sahen uns den sehr interessanten Hamburger Hafen an. Da die Gruppe auch viele internationale Gäste hatte, tauschten wir uns selbstverständlich rege aus.  Für mich als Gast waren die vielen schönen Begegnungen abseits der Arbeitseinheiten genau so spannend und bereichernd und ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit. Natürlich ist die Thematik nicht abgeschlossen, doch es ist den Veranstaltern gelungen, dass die Teilnehmenden die vielen Fragen und Gedanken mit an ihre Wirkungsstätte nehmen. Damit denke ich, ist ein erster Schritt getan. Was aber auch bedeutet, dass jede und jeder ein Stück weit in die Verantwortung genommen wird.“
Beitrag: Gertrud Maria Vaske

„Bei uns im Land ist eben Krieg!“

Friedensethischer Einführungskurs in diesem Jahr besonders interessant – und auch persönlich

Der diesjährige Friedensethische Einführungskurs des Instituts für Theologie und Frieden (ithf) und des Zentrums für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) fand wieder in Hamburg statt. Vom 21.-26.06. beschäftigte man sich unter der Überschrift: „Kann es Weltfrieden geben?“ mit einer (leider) sehr aktuellen Fragestellung. Es sollte um „christliche Friedensethik vor den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“ gehen – und man war schon auch ein wenig stolz, in diesem Jahr so viele Länder durch Teilnehmer vertreten zu sehen wie bisher noch auf fast keinem Durchgang dieser Fortbildung zuvor. Neben den neu eingestiegenen katholischen Militärseelsorger aus Deutschland waren auch Seelsorger aus Österreich und der Schweiz ebenso vertreten wie aus Kroatien oder den Niederlanden Ein Militärseelsorger war aus der Slowakei, aus Bratislava nach Hamburg gekommen und einer aus Bosnien-Herzegowina. 

Eine Teilnehmerin aus der Ukraine brachte ihre Kriegserfahrungen in den Kurs ein: „Ich komme aus Kiew, aus der Ukraine. Dort ist jetzt Krieg!“

Friedensethische Überlegungen wurden vor diesem Hintergrund ganz konkret und hochaktuell.

Insgesamt stand auch bei diesem Kurs der Austausch im Mittelpunkt – der Austausch über aktuelle ethische Herausforderungen der Streitkräfte und das Gespräch über Strukturfragen und Vorgehensweisen der jeweiligen Militärseelsorge. Dabei begann der Arbeitstag jeweils mit einem Vortrag von wechselnden Referenten zur Frage der „christlichen Friedensethik vor den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“. „Die Friedenslehre des II. Vaticanums“ wurde beleuchtet und der „Bedeutung des Leitbildes des Gerechten Friedens im Jahre 2015“ nachgegangen. Grundlegendes wurde dargestellt („Was ist Ethik? Eine Einführung mit Klassikern“) und die „Ethik der Internationalen Beziehungen“ in den Blick genommen. 

Am Nachmittag wurden dann in vier Arbeitsgruppen – didaktisch und methodisch durchaus vielfältig – verschiedene Einzelaspekte noch einmal beleuchtet und konkretisiert: „Der Wandel des Sicherheitsbegriffs am Beispiel der Responsibility to Protect“, „Terrorismus als ethische Herausforderung. Menschenwürde und Menschenrechte“, „Einführung in die islamische Friedensethik“ und die Erarbeitung des Unterrichtsentwurfs zum Lebenskundlichen Unterricht waren hier die Wahlmöglichkeiten für die Teilnehmer. Und es wurde jeweils ein sehr intensives Arbeiten mit den engagierten Referentinnen und Referenten.

Neben der eigenen Erarbeitung eines Themas im Gruppenverband über die ganze Woche bot sich den Teilnehmern auch die Möglichkeit, die Arbeit und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des zebis und des ithf näher kennenzulernen. Das Entdecken der Bibliothek des Instituts sowie des Didaktik-Portals und des E-Journals des zebis rundeten das Angebot ab und luden auch jeweils ein, den (Arbeits-)Kontakt über die Woche hinaus beizubehalten. Eine Fortsetzung des Austausches also.

Der intensiven inhaltlichen Arbeit, der umfangreichen wissenschaftlichen Betätigung folgte dann ein sogenanntes „Kulturprogramm“ am Abend. Wenn man schon mal im Hamburg war, so sollte nicht nur das „Schmuddelwetter“ erlebt, sondern auch die Schönheit der Stadt wortwörtlich erfahren werden: Dämmertörn auf der Alster, Hafenrundfahrt und eine Stadtführung waren hier vorgesehen. 

Schließlich: Bei einer derartig intensiven Tagung der Katholischen Militärseelsorge sollte auch das Spirituelle, der religiöse Aspekt nicht zu kurz kommen, bildet doch auch der Glaube das Fundament all der vielen ethischen Überlegungen und Diskussionen. Jeden Morgen waren die Kursteilnehmer zur hl. Messe eingeladen und der Arbeitstag wurde beschlossen mit einem Abendgebet, einer Vesper, einem Tagesausstieg, welche mehrheitlich von Kursteilnehmern vorbereitet waren.

Wie gut und wie sprechend, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann am Freitag nach dem sprichwörtlichen Hamburger Schmuddelwetter mit Sonnenschein ins Wochenende, auf die Heimreise verabschiedet werden konnten – ausgestattet mit so mancher neuen Visitenkarte und der Einladung, sich auch weiterhin intensiv mit friedensethischen Themen auseinanderzusetzen. Nach wie vor sind diese so aktuell.

Heinrich Dierkes