Seit mehreren Jahren veranstaltet das deutsche Heer bundesweit Ende Mai einen einheitlichen „Tag der Werte“, der der Persönlichkeitsbildung der Soldatinnen und Soldaten gewidmet ist. Die Wahl des Termins steht im Zusammenhang mit dem Gedenken an die Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 und passt sich dem – von Einheit zu Einheit – jeweils an.
An diesem Tag sollen sich besonders die Soldatinnen und Soldaten – aber auch die Zivilbeschäftigen, wo möglich – des Heeres mit den Grundwerten ihres Berufes auseinandersetzen und wirklich einen ganzen Tag dazu sprechen, diskutieren, sich eben gemeinsam damit beschäftigen. In diesem Jahr hatten Dr. Thomas Schader und Heinrich Dierkes vom Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) die Gelegenheit, beim Stab der 1. Panzerdivision in Oldenburg diesen „Werte-Tag“ vorzubereiten, zu gestalten und durchzuführen. Das geschah gemeinsam mit der Katholischen Militärseelsorge vor Ort.
Da man sich gleich auf gut 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzustellen hatte, wurden im Vorfeld fünf unterschiedliche Arbeitsgruppen geplant, die sich sowohl in didaktischer als auch in inhaltlicher Vielfalt dem Thema „Werte für Soldatinnen und Soldaten“ zu nähern versuchten. Dabei sollte unter der Überschrift „Bundeswehrgemeinsames Selbstverständnis – Motto unserer Zeitenwende“ besonders der persönliche Horizont in den Blick genommen werden: Welche Werte verteidige ich? Wo gibt es friedensethische Reflexionen, die meine Einstellung zur „Kriegstüchtigkeit“ prägen können und sollen? Können auch Aspekte des Pazifismus mein Handeln als Soldat, als Soldatin beeinflussen? Ob Textarbeit oder Umgang mit Filmen und Filmsequenzen, ob die Analyse und kritische Kommentierung eines pazifistischen Songs oder die Auseinandersetzung mit der Frage, wie ich einer befürchteten Verrohung im Kriegs- und Krisenfall vorbeuge – das Thema „Werte“ wurde bald sehr praktisch und sehr persönlich.
Da die Teilnehmenden jeweils für den gesamten Tag einer von fünf Arbeitsgruppen zugeordnet waren, hatten die Organisatoren für den Nachmittag ein gemeinsames Abschlusselement im großen Saal vorgesehen. Dabei informierten sich die Gruppen gegenseitig – anhand eigens gestalteter Plakate – über die Inhalte und Diskussionen ihrer jeweiligen Arbeitsgruppen. Diese Präsentationen zeigten eindrucksvoll, wie intensiv, kreativ und reflektiert sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den zentralen Fragen des Tages befasst hatten. Und wie persönlich sie sich den Themen und Aufgaben genähert hatten. So wurde aus dem „Tag der Werte“ ganz konkret der angekündigte „Tag unserer Werte“.
Dr. Thomas Schader/Heinrich Dierkes