Friedensethischer Kurs 2021: EU. MACHT. FRIEDEN. Friedensethik angesichts geopolitischer und pandemischer Herausforderungen

„EU. Macht. Frieden.“ Unter diesem Titel fand der Friedensethische Kurs (FEK) statt. Pandemiebedingt konnten neun neueingestellte katholische Militärseelsorgende in diesem Jahr am Kurs, der vom ithf (Institut für Theologie und Frieden) und zebis (Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften) gemeinsam organisiert wurde, teilnehmen.

„Friedensethik angesichts geopolitischer und pandemischer Herausforderungen“ war der Untertitel in diesem Jahr – und das machte schon deutlich, dass es um nach wie vor hochaktuelle Themenfelder der europäischen, der internationalen Sicherheitspolitik ging. In diesem Seminar sollte es dazu um friedensethische Deutungen gehen, die an den Vormittagen von unterschiedlichen Referenten vorgenommen und an den Nachmittagen im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit Heinz-Gerhard Justenhoven und Marco Schrage vom ithf möglichst konkret und direkt auf Arbeitsfelder der Militärseelsorge hin bearbeitet wurden.

Den thematischen Beginn machte Michael Staack von der Universität der Bundeswehr (HSU) in Hamburg: Mit „Zeichen der Zeit in der Sicherheitspolitik“ war sein Beitrag überschrieben. Er legte sehr grundlegend und umfangreich Herausforderungen, Gefahrenpunkte und Arbeitsfelder der derzeitigen Sicherheitsarchitektur dar, die dann für die Fragen der konkreten Handlungen zur Schaffung und Sicherung von Frieden – in dieser Zeit wichtig wurden.

Christoph Mandry aus Frankfurt fragte in seinem Beitrag nach den Werten, die für die Europäische Union (EU) von Bedeutung sind. Er hinterfragte, wie weit eine „europäische Identitätsbildung“ schon vorangeschritten sei und welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den Prozess der europäischen Einigung habe. Er machte deutlich, dass die EU auch als großes Friedensprojekt gegründet worden war. Und auch er beleuchtete die – nicht nur pandemiebedingten – Herausforderungen dieses wichtigen Bereichs der Geopolitik. Außerdem gab es eine Arbeitseinheit zur Aus- und Fortbildung in Methodik und Didaktik im Hinblick auf den in den Kasernen zu leistenden Lebenskundlichen Unterricht (LKU). Veronika Bock, Direktorin des zebis, und Oberstleutnant Bert Brockmann beleuchteten zudem aus verschiedenen Blickwinkeln: „Eine europäische Armee oder eine Armee der Europäer? Europäische Werte als Grundlage“ – um dann an Schrage zu übergeben, der „Theologisch-ethische Orientierungen für die EU-Sicherheitspolitik in Mali“ anbot. Das konnte er auch sehr persönlich vornehmen, war er doch selbst als Militärseelsorger für zwei Monate vor Ort gewesen.

Den thematischen Abschluss machte Michael Reder aus München mit seinen Ausführungen: „Weltrechtsordnung oder Global Governance. Eine theologische Conclusio“. Auch er beeindruckte mit der Hineinname der umweltpolitischen Herausforderungen in den Bereich der Friedens- und Konfliktethik. Er fragte, ob es des Rechts bedürfe, um friedensethische Grundlinien festlegen zu können und eine konkretere und tragfähigere Weltgemeinschaft zu schaffen.

Neben den wissenschaftlichen Vorträgen und friedensethischen Gesprächen waren auch in diesem Jahr die gemeinsam gefeierten Gottesdienste und der Austausch über die Arbeit an den unterschiedlichen Standorten der Bundeswehr von Bedeutung. Vor allem die persönliche Begegnung vor Ort zeichnete den Kurs in diesem Jahr aus.